Wer am 18. Juli 2025 in der Wuhlheide dabei war, hat ihn schon gespürt: den nächsten großen Nina-Chuba-Moment. Zwischen Freiluft-Vibes, Konfettiregen und einer tobenden Crowd kündigte sie ihr zweites Album an – mit allem Selbstbewusstsein, das wir inzwischen von ihr kennen: „Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“ erscheint am 19. September und verspricht eine kompromisslose Reise durch Selbstliebe, Selbstzweifel – und alles dazwischen.
Nach dem Durchbruch mit ihrem Nummer-1-Debüt „Glas“ (2023) und der emotional dichten „Farbenblind“-EP (2024) zeigt Nina Chuba jetzt die volle Bandbreite ihrer Identität. Ihre Musik war nie so vielschichtig, so verspielt, so direkt. Mal Pop, mal Rock, dann Bossa Nova, ein Spritzer Hip-Hop – ein wilder, aber harmonischer Genre-Mix, durchzogen von der Suche nach sich selbst. Und das ganz ohne Scham. Nina Chuba stellt sich aufrecht in den Sturm ihrer Emotionen, ballert los, ohne sich zu rechtfertigen.
Nina zupft keine Blätter, sie reißt am Stil. Und zwar so kompromisslos, wie wir es brauchen in Zeiten, in denen sich viele nicht trauen, laut sie selbst zu sein. Nina fragt nicht, ob sie darf – sie macht. Sie schreit, sie singt, sie reflektiert. Und sie steht dabei immer wieder zu sich selbst, auch wenn’s wackelt.
„Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“ ist ein Album über die Komplexität des Ichs, über das ständige Schwanken zwischen Rage Girl und Overthinker, zwischen großen Tönen und kleinen Zweifeln. In Songs wie „Unsicher“ wird das ganz greifbar: „Ich leb gerade zum ersten Mal“, heißt es da – ein Satz, so naiv wie weise. Und plötzlich hat Nina Chuba für eine ganze Generation gesprochen, die sich zwischen Insta-Scheinwelt und Alltagschaos neu sortieren muss.
Der Hunger, der aus jedem Song spricht, ist unüberhörbar. Nina Chuba will mehr – vom Leben, von der Musik, von sich selbst. Und sie nimmt es sich. Mal mit Wucht („Rage Girl“, „Jung, dumm und frei“), mal mit Herz („Wenn das Liebe ist“, „3 Uhr nachts“), mal mit einem bittersüßen Blick zurück („So lange her“). Dabei bleibt sie immer ehrlich.
Egal ob sie alte Freundschaften loslässt, über Beziehungen sinniert oder an Mütter appelliert, niemals aufzuhören zu träumen („Mama Shoot“) – jede Zeile hat Gewicht. Die musikalische Vielfalt ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer kreativen Freiheit, die sie sich mühsam erkämpft hat. „Backe ziemlich große Brötchen, hab’ mich bisher nie verbrannt“, rappt sie im Opener „Nina“. Ein Satz wie eine Warnung – und ein Versprechen.
Denn wer so sicher in seiner Sprache ist, wer es schafft, zwischen Sprechgesang und Pianoballade Glaubwürdigkeit zu wahren, der braucht kein Überthema, kein Konstrukt. Nina Chuba macht Musik wie Tagebuchseiten – roh, wild, mit Herz. In „Kilimanjaro“ schwebt sie auf Wolke 7, in „Rückspiegel“ blickt sie der Vergangenheit nach, bis sie kleiner wird, und in „Malediven“ verschwindet sie einfach, wenn die Lust vergeht.
Der rote Faden ist sie selbst – in all ihren Farben. Und so endet das Album mit „So lange her“, einem melancholischen Rückblick auf ihre Anfänge, auf Zuhause, auf Wurzeln. „Ich glaub, ich muss nach Hause, ich war viel zu lange weg“ – ein stilles, ehrliches Fazit nach 19 Songs voller Energie, Selbstreflexion und musikalischer Abenteuerlust.
Mit „Ich lieb mich, ich lieb mich nicht“ zeigt Nina Chuba: Identität ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Und vielleicht ist das ihr größtes Statement. Wer ihr zuhört, wird nicht nur gut unterhalten – sondern auch ein bisschen mutiger.