Kevin Parker meldet sich zurück – und zwar lauter, experimenteller und zugleich tanzbarer denn je: Mit „End of Summer“ beginnt ein neues Kapitel für sein Projekt Tame Impala, das sich in den vergangenen Jahren längst als Soundtrack moderner Psychedelia etabliert hat. Doch was Parker nun abliefert, ist weit mehr als ein neuer Song. Es ist eine Klangreise – elektronisch, hypnotisch, radikal clubtauglich.
Mit „End of Summer“ erscheint die erste neue Veröffentlichung seit der Zusammenarbeit mit Justice auf dem GRAMMY-prämierten Track „Neverender“ – und zugleich der erste Song, der über Parkers neues Label Columbia Records erscheint. Nach Jahren auf Modular/Interscope ist das auch ein symbolischer Neuanfang. Und dieser fühlt sich hörbar anders an.
Ein imaginärer Rave irgendwo zwischen 1989 und Übermorgen
„End of Summer“ ist ein Song, der sich nicht einordnen lässt – irgendwo zwischen Erinnerungen an die Acid-House-Welle Ende der 80er, an verstaubte Free-Partys der Neunziger und psychedelische Wald-Raves, wie sie nur im australischen Outback stattfinden könnten. Der Track bedient sich an der Ästhetik vergangener Tanzkultur, transformiert sie jedoch mit der für Parker typischen Brillanz in etwas völlig Eigenständiges. Ein „Future Primitive Rave“, wie er selbst es nennt.
Es ist nicht die erste musikalische Wandlung, die Tame Impala durchläuft. Schon „Currents“ (2015) erweiterte das einst rockzentrierte Universum um Pop- und Synth-Elemente, das letzte Album „The Slow Rush“ (2020) spielte mit Soul, Disco und Studio-Magie. Doch „End of Summer“ ist der bislang mutigste Schritt in Richtung Dancefloor. Mit einem pulsierenden Beat, schimmernden Synths und subtilen, fast unbewusst wirkenden Melodiebögen ist dieser Song ein Rausch, der sich langsam entfaltet – und einen nicht mehr loslässt.
Spontane Studio-Magie trifft auf Meisterhandwerk
Was wie ein zufälliger, freigeistiger Rave-Soundtrack wirkt, ist in Wahrheit ein Ergebnis feinster Detailarbeit. Parker, der seit Beginn jedes Instrument selbst einspielt und für Songwriting, Mixing und Mastering verantwortlich ist, erschafft Klangbilder, die gleichzeitig intuitiv und hochkonzentriert wirken. „End of Summer“ klingt dabei wie ein Mitschnitt aus einem anderen Raum-Zeit-Gefüge – spontan, aber durchdacht bis zur letzten Basslinie.
Eine neue Ära beginnt
Mit dem Wechsel zu Columbia Records und einer musikalischen Neuorientierung, die die Grenzen zwischen Indie, Psychedelic und Dance endgültig auflöst, unterstreicht Parker einmal mehr seinen Ruf als einer der innovativsten Klangkünstler seiner Generation. Tame Impala ist kein Bandprojekt im klassischen Sinne – sondern ein Gesamtkunstwerk, das sich ständig neu definiert.
Dabei ist Kevin Parker längst mehr als nur ein gefeierter Indie-Künstler: Vier Grammy-Nominierungen, 13 ARIA Awards, ein BRIT Award und internationale Top-10-Platzierungen zeugen von seinem globalen Einfluss. Songs wie „The Less I Know The Better“ oder „Let It Happen“ gelten als moderne Klassiker, wurden milliardenfach gestreamt und bilden die DNA einer ganzen Generation zwischen Bedroom-Pop und Festival-Hymne.
Seine Studioalben InnerSpeaker, Lonerism, Currents und The Slow Rush sind Meilensteine – nicht zuletzt, weil Parker es wie kaum ein anderer versteht, introspektive Texte in monumentale Soundlandschaften zu übersetzen. Gleichzeitig ist er ein gefragter Produzent, der mit Größen wie Dua Lipa, The Weeknd, Lady Gaga, Mark Ronson oder Travis Scott zusammengearbeitet hat – immer mit seinem unverkennbaren Tame-Impala-Touch.
„End of Summer“: Der Beginn von etwas Neuem
Mit „End of Summer“ schlägt Tame Impala ein weiteres Kapitel auf – und macht deutlich: Die Grenzen zwischen Pop, Elektronik, Clubkultur und künstlerischer Vision sind längst gefallen. Der Song ist mehr als ein Ausflug in neue Klangwelten – er ist eine Einladung, sich dem Moment hinzugeben, loszulassen, zu tanzen. Kevin Parker liefert nicht einfach ein weiteres Stück Musik. Er liefert einen Soundtrack für all jene, die in Musik ein Gefühl suchen – und in Bewegung Wahrheit finden.