Manchmal fühlt sich ein Konzert nicht wie ein Konzert an, sondern wie ein Moment, in den man hineingezogen wird, ohne dass man etwas dagegen tun kann. So war der Abend mit Ben Ellis im Helios 37 in Köln. Der Club war ausverkauft, jeder Platz gefüllt, doch es war nicht laut oder chaotisch – es war eine Art gespannte Erwartung, die den Raum füllte.
Ich stand mitten zwischen Teenagern, 53 Jahre alt, und merkte plötzlich: Ich fühle mich nicht fehl am Platz. Vielleicht lag es an der Art, wie Ellis auf die Bühne kam – offen, fokussiert, ohne den Druck einer Inszenierung. Seine Musik hat etwas Mitreißendes, das leise beginnt und dann doch alle einnimmt. Jeder Song zog mich ein kleines Stück weiter in seine Welt, während Ballons und kleine Herzen durch den Raum schwebten und Fans einander anlächelten.
Besonders bewegend war ein Moment, in dem Ben zwei von Fans gemalte Bilder überreicht bekam. Er nahm sie, schaute sie an, und die Stille, die kurz danach über den Raum fiel, war voller Zuneigung. Es sind diese stillen Momente zwischen den Songs, die ein Konzert wie dieses so besonders machen.
Die Setlist führte mich durch eine Mischung aus Intimität und Energie: „Burner Phone“ begann ruhig, bevor „Runner Up“ und „Sofia“ den Puls leicht schneller schlagen ließen. „DEEP!“ und das noch unveröffentlichte „still friends“ hatten diesen eigenartigen Effekt, dass man gleichzeitig zuhört und über das eigene Leben nachdenkt. Mit „Red Handed“ und „Half the Time“ wuchs die Energie im Raum, doch alles geschah auf eine Art, die sich nicht überwältigend anfühlte.
Bei „never getting out“ merkte man die gemeinsame Freude der Fans – aber nicht in lautem Jubel, sondern in diesen kleinen Gesten, einem Lächeln, einem Nicken, das sagt: Wir sind hier zusammen. Ich verpasste lediglich die Vorband, doch der Höhepunkt für mich kam kurz darauf: das Duett bei „Brazil“ mit Hanniou. In diesem Moment wurde Hellios plötzlich unplugged, intim und fast zerbrechlich, obwohl der Saal sonst voller Energie pulsierte. Ein Augenblick, den man innerlich lange mit sich trägt.
Am Ende des Abends, bei „Where She Goes“, „No One Sleeps in Hollywood“ und „Does It Get Cold in California“, zeigte sich die doppelte Kraft dieses Konzerts: Die Songs konnten laut, euphorisch und mitreißend sein, doch immer wieder durchbrachen leise, intime Momente die Energie – wie das Flüstern bei No One Sleeps in Hollywood oder das Zusammenspiel von Ben und Hanniou bei Brazil. Man erlebte gleichzeitig die Größe eines Stadion-Abends und die Nähe eines kleinen Clubkonzerts.
Fazit: Ein Abend voller Energie und Lautstärke, der dennoch Raum für intime Momente ließ. Ben Ellis schafft es, dass man sowohl Teil einer euphorischen Menge als auch stiller Zeuge besonderer Augenblicke sein kann – vom unplugged-Duet bei Brazil bis zum leisen Flüstern bei No One Sleeps in Hollywood. Ein Konzert, das man nicht vergisst.