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Balthvs Gebäude 9 Köln: Eine Band am Rande des Durchbruchs – Magie trotz Störgeräuschen

Balthvs Gebäude 9 Köln

Ich muss es ganz offen sagen: Es ist Jahre – vielleicht Jahrzehnte – her, dass eine Band mein musikalisches Weltbild so nachhaltig auf den Kopf gestellt hat. Für mich sind Balthvs, das kolumbianische Psychedelic-Funk-Trio aus Bogotá, derzeit die beste Band überhaupt, was Kreativität, Musikalität und ihren einzigartigen Sound angeht. Das gestrige Konzert im Gebäude 9 in Köln war daher nicht nur ein Auftritt, sondern ein lang ersehntes, fast schon legendäres Erlebnis, das meine Erwartungen bei Weitem übertroffen hat.

Ein Gitarren-Genie auf dem Weg zur Legende

Meine Faszination für Balthvs kulminiert im Gitarristen Balthazar Aguirre. Ich sage es ganz deutlich: Dieser junge Mann ist eine Legende im Entstehen. Die Bezeichnung „psychedelic funk trio“ kratzt nur an der Oberfläche dessen, was die Band leistet. Balthazars Spiel ist kunstvoll verwoben, er integriert jedes Genre, das man sich vorstellen kann, zu etwas völlig Eigenem. Sein Spiel ist wie Wasser – es fließt, es sprudelt, es rauscht, und bricht dann aus wie eine Welle.

Ihn live im Balthvs Gebäude 9 Köln zu erleben, fühlte sich an wie einer dieser seltenen Momente, von denen ältere Musikfans berichten: „Ich habe Hendrix ’68 gesehen“. Balthazars Gitarrenton ist wunderschön, fast unwirklich. Wie bei Eddie Van Halen oder David Gilmour erkennt man sofort, wer spielt, selbst wenn man den Song nicht kennt. Ich bin überzeugt: Er braucht nur einen großen Song, und die Welt wird seinen Namen kennen.

Rhythmussektion als pures Feuer

Obwohl Balthazar Aguirre die Show dominierte, war die Rhythmussektion pures Feuer! Beim Hören der Alben hatte ich Bass und Drums zwar als groovig und geschmackvoll empfunden, aber live im Gebäude 9 entfalteten sie eine unglaubliche Wucht.

Drummer Santiago Lizcano war eine Maschine – ein Meister seines Instruments, der nicht nur den Takt hielt, sondern enge Grooves, starke Fills und feine Percussion-Elemente nahtlos ineinander übergehen ließ. Ich war ehrlich verblüfft von seinem Können. Bassistin Vanessa Cejuo, die derzeit Gründungsmitglied Johanna während ihres Mutterschutzes vertritt, war absolut grandios. Sie war tight, groovig und setzte genau die richtige Menge Würze in den Mix – eine perfekte Ergänzung, präzise und geschmackvoll. Balthvs hat eine beeindruckende und perfekte Vertretung gefunden.

Der Wermutstropfen: Wiederkehrende Technikprobleme

Leider muss ich an dieser Stelle die Technikprobleme erwähnen, die den Genuss des ansonsten magischen Abends nicht gerade gefördert haben. Kleinere und größere Unterbrechungen störten immer wieder den Flow des Konzerts. In manchen Momenten, in denen die Band gerade ihre größte Wucht entfaltete, führte die Technik zu ungewollten Zwangspausen. Es ist schade, dass diese wiederkehrenden Tücken die makellose Performance der Musiker überschatteten.

Setlist und magischer Ausklang

Trotz der Unterbrechungen war das Set von Anfang bis Ende fantastisch. Die Band spielte etwa 70 Minuten, präsentierte alle meine Lieblingssongs, einige neue Stücke und sogar ein mutiges und wunderbar umgesetztes Cover von Pink Floyds „Breathe (In the Air)“.

Für die Zugabe kehrten Balthvs mit einem über 20-minütigen Finale zurück. Die Setlist, die Titel wie „Year of the Snake“, „Mood Swing“, „Turkish Coffee“ und „Eclipse solar“ enthielt, zeigte die gesamte Bandbreite ihres Könnens. Ich kam als Fan zur Balthvs Gebäude 9 Köln-Show und ging als Superfan. Dieser Abend war magisch, und auch wenn ich heute mit wenig Schlaf einen langen Arbeitstag meistern muss, bereue ich keinen Moment.

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