Es gibt Regisseure, bei denen ich sofort weiß, dass ich mich auf ein Experiment einlasse. Osgood Perkins gehört zweifellos dazu. Nach seinem fiebrigen Psychotrip Longlegs war ich gespannt, wie er in „Keeper“ die Frage beantworten würde, wie man Horror jenseits klarer Regeln erzählen kann. Mein persönliches Fazit zur Osgood Perkins Keeper Review: Das Ergebnis ist ein Film, der mich ästhetisch berauscht, aber erzählerisch frustriert zurückgelassen hat. „Keeper“ ist visuell mutig, atmosphärisch dicht und manchmal verstörend – doch seine „impressionistische“ Logik hat meine Geduld häufig auf die Probe gestellt.
Ein luxuriöser Ort des Unbehagens
Der Film zieht mich sofort in seinen Bann. Im Zentrum steht Liz, gespielt von einer herausragenden Tatiana Maslany. Sie begleitet ihren Freund Malcolm (Rossif Sutherland) für ein Wochenende in dessen abgelegenes Familienhaus. Die beiden sind noch neu liiert, wirken vorsichtig und tasten sich an eine gemeinsame Zukunft heran. Statt offensichtlicher Warnsignale erzeugt Perkins das Unbehagen über die Bildsprache: seltsam viel Kopffreiheit, halb verdeckte Gesichter, irritierende Kamerawinkel – man fühlt sich sofort beobachtet, ohne zu wissen, von wem.
Das luxuriöse Holzhaus, das Kameramann Jeremy Cox meisterhaft in Szene setzt, wirkt wie ein eigener, lebender Charakter. Es ist ein atmendes Labyrinth, dessen Räume ihre Proportionen zu verlieren scheinen. Türen sind mal zu nah, mal zu weit. Besonders die Montage, die mit traumartigen Überblendungen arbeitet, ließ mich innehalten. Sie lässt Liz’ Körper und die umgebende, unheimliche Natur ineinanderfließen. Schon bevor etwas Übernatürliches passiert, weiß ich als Zuschauer: Etwas stimmt hier fundamental nicht.
Der Horror, der im Versteck bleibt
„Keeper“ beginnt stark, verspricht einen Horrorfilm, der langsam, aber sicher eskaliert. Die unheilvolle Ruhe, die leisen Geräusche in den Lüftungsschächten, die beklemmenden Superimpositionen – all das deutet auf Hochspannung hin. Aber hier kommt mein persönlicher Frustrationspunkt: Perkins spielt sein Suspense-Versprechen nicht wirklich aus. Stattdessen verliert sich der Film in endlosen Wiederholungen.
Die Struktur ist ermüdend: Geräusch hören, nachsehen, nichts finden, unheimlich träumen. Diese Wiederholungen zogen sich über weite Strecken und fühlten sich irgendwann wie ein unabsichtlicher Test meiner Geduld an. Auch die surrealen Einschübe – geisterhafte Gestalten, doppelte Frauenfiguren à la Shining, Visionen ermordeter Ex-Freundinnen oder absurde Rückblenden in die Vergangenheit – erzeugten zwar einzeln starke, ästhetisch beeindruckende Momente, ließen aber kaum Bedeutung oder Kontext zurück.
Mir schien es, als hätte Osgood Perkins die „random horror mixtape“-Fragmente seines Kopfes gesammelt und ohne echten erzählerischen Zusammenhang montiert. Es ist rätselhaft, aber leider selten auf die gute, beunruhigende Art.
Rettungsanker Tatiana Maslany
Der Film deutet zwar an, dass er ein Kommentar zu toxischer Romantik sein könnte – über austauschbare Partnerinnen und Männer, die zu viel fordern. Doch dieses Thema bleibt, wie der Film selbst, eher ein Echo als eine klare Aussage. „Keeper“ flirtet mit der Bedeutung, ohne sich festzulegen. Das ist wahrscheinlich gewollt, ist für mich aber das Hauptproblem.
Was „Keeper“ davor bewahrt, in völlige Beliebigkeit abzudriften, ist einzig und allein Tatiana Maslanys herausragendes Spiel. Sie trägt den Film mühelos, macht selbst die wiederkehrenden Traum- und Wahnsequenzen glaubwürdig. In kleinen Gesten zeigt sie ganze Emotionspaletten: Zynismus, Unsicherheit, Frustration und pure Angst. Auch wenn das Drehbuch sie manchmal im Kreis laufen lässt, bleibt sie das zentrierende Element, das mich als Zuschauer an der Geschichte hält.
Erst gegen Ende, viel zu spät, erinnert sich der Film daran, ein Horrorfilm sein zu wollen. Plötzlich eskalieren die Visionen, das Grauen wird konkret. Doch die späten Schrecken fühlten sich für mich eher wie Erleichterung an („endlich passiert etwas“) als wie ein verdienter dramatischer Payoff.
Mein Fazit: „Keeper“ ist ein ästhetisch beeindruckender, atmosphärisch dichter Horrortrip, der sich mutig weigert, konventionell zu sein. Dafür opfert er allerdings die erzählerische Klarheit und viel von seinem Spannungsaufbau. Wer offene, experimentelle Horror-Puzzles liebt, wird die visuelle Wucht und die hypnotische Stimmung genießen. Ich aber bin der Meinung, dass ein Film auch eine gewisse Logik bieten sollte. „Keeper“ ist wie eine Fata Morgana: faszinierend, verwirrend, aber letztendlich ein Werk, das sich lieber treiben lässt, als den Zuschauer wirklich zu leiten.










