Mit ALLE LIEBEN TOUDA bringt der vielfach ausgezeichnete Regisseur Nabil Ayouch ein emotionales und hochpolitisches Drama auf die deutschen Leinwände, das bereits bei seiner Premiere 2024 in Cannes für Aufsehen sorgte. Ab dem 29. Mai ist der Film bundesweit im Kino zu sehen – ein Muss für alle, die mutiges, gesellschaftlich relevantes Kino schätzen.
Im Zentrum steht Touda, eine Sängerin, Poetin und Kämpferin in den Bars der marokkanischen Provinz. Ihre Sehnsucht ist es, Sheikha zu werden – Vertreterin eines alten rebellischen Musikstils namens Aita, der traditionell von Frauen gesungen wurde, die mit ihren Liedern gegen patriarchale Strukturen aufbegehrten. Doch Touda lebt in einer Gesellschaft, in der Frauen wie sie täglich mit Gewalt, Armut und Stigmatisierung kämpfen müssen.
Regisseur Nabil Ayouch – in Paris geboren, in Casablanca künstlerisch verwurzelt – nutzt diesen persönlichen Stoff, um ein vielschichtiges Bild des heutigen Marokko zu zeichnen. Sein Kino ist kein Ort der Versöhnung, sondern der Konfrontation. Ayouch wagt es erneut, gesellschaftliche Tabus anzusprechen und dabei tief in die Lebensrealität marginalisierter Frauen einzutauchen.

Die Hauptrolle spielt die herausragende Nisrin Erradi, bekannt aus dem international gefeierten Film Adam. Für die Rolle der Touda bereitete sie sich ein Jahr lang intensiv vor, trainierte mit echten Sheikhas, tauchte tief in deren Kultur ein – und liefert eine überwältigende Performance ab. Ihre Darstellung ist roh, verletzlich und voller Kraft.
Ayouchs filmische Handschrift ist dabei unverkennbar: Die musikalische Ebene des Films ist nicht nur Untermalung, sondern dramaturgische Triebkraft. In ALLE LIEBEN TOUDA wird Musik zur Sprache des Widerstands, zur Ausdrucksform von Würde und Wut. Besonders eindrucksvoll ist eine 18-minütige One-Take-Szene, in der die Kamera Touda durch Casablanca folgt – ein cineastisches Meisterstück zwischen Realismus und Poesie.
Der Film ist mehr als nur ein Einzelschicksal – er steht exemplarisch für viele Frauen, die in patriarchalen Gesellschaften um ihr Recht auf Sichtbarkeit und Selbstbestimmung kämpfen. Dabei wird Touda nicht als Opfer inszeniert, sondern als Heldin, deren Stimme zur Waffe wird. Ayouch widmet diesen Film all jenen Frauen, „deren Gesang Mut bedeutet“.
ALLE LIEBEN TOUDA ist ein Film über Widerstand, über Kunst als Ausdruck von Freiheit und über die Zerreißprobe zwischen Tradition und Fortschritt in einem Land, das um seine Identität ringt. Es ist ein politischer Film – aber auch ein zutiefst poetischer, der zeigt, wie aus Schmerz Schönheit entstehen kann.
Ein packendes, mutiges Werk, das lange nachwirkt – und ein klares Statement: Die Zeit für weibliche Stimmen ist jetzt.