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Bad Omens Oberhausen: Wenn Metal zum Kino-Erlebnis wird

Die Anreise: Ein ungeschriebenes Gesetz des Ruhrgebiets

Wenn man im Ruhrgebiet lebt, weiß man, dass der Weg zur Rudolf Weber Arena in Bad Omens Oberhausen schon Teil des Konzert-Abenteuers ist. Und gerade in dieser Jahreszeit, kurz vor Weihnachten, folgt das Chaos einem ungeschriebenen, aber leider sehr beständigen Gesetz. Der Verkehr rund um das Centro, die Staus, die sich schon ab der A42 und der A3 bilden – das ist kein Zufall, sondern die jährliche, nervenzehrende Gewissheit. Für mich war es gestern Abend nicht anders.

Jedes Jahr im Dezember, wenn die Weihnachtsmarkt-Besucher auf die Outlet-Jäger treffen und die Konzertgänger sowieso in Eile sind, verschärft sich die Situation dramatisch. Ich sage es ganz ehrlich: Wer zu dieser Jahreszeit ein Konzert in Oberhausen besucht, muss diesen Faktor fest einkalkulieren. Man sollte mindestens eine Stunde Puffer für die letzten paar Kilometer einplanen. Ich empfehle jedem, der zur Arena muss, dringend, die Parkhäuser am Centro-Außenring zu nutzen. Diese liegen oft günstiger, sind weiter weg vom direkten Hallen-Chaos und ermöglichen eine schnellere Flucht nach der Show. Trotzdem: Die Zeit auf dem Weg warf schon einen kleinen Schatten voraus, doch die Musik war es wert, diese Prüfung zu bestehen. Pünktlich zur ersten Vorband war ich in der Halle.

Erster Akt: The Ghost Inside – Im Sumpf der Töne

Die Halle füllte sich zügig, als The Ghost Inside die Bühne betraten. Sie eröffneten den Abend um 19:00 Uhr. Meine erste Beobachtung war leider ernüchternd: Jeder Song klang anfangs gleich. Man konnte die Musik nur schwer einordnen, alles wirkte wie ein einziger, dicker Klang-Sumpf. Melodisch bot der Sound zunächst keine klaren Linien. Der Sänger gröllte nur unverständlich. Die Drums überlagerten das gesamte Klangbild. Die Gitarren waberten diffus im Hintergrund. Man verstand die Musik nur schwer.

Doch die Band ließ sich nicht beirren. Ab Lied Nummer vier steuerte der Soundtechniker das Mischpult besser aus. Plötzlich kamen die Background Vocals des Gitarristen und des Bassisten ganz klar durch. Das Publikum ließ sich von den anfänglichen Soundproblemen nicht beirren. Es ging gut mit, was immer für die Energie der Band spricht. The Ghost Inside lieferten Songs wie Avalanche, Wrath und Aftermath. Trotz der technischen Anlaufschwierigkeiten brachten sie die ersten Moshpits in den Innenraum.

Zweiter Akt: BILMURI – Pop-Rock mit überraschenden Instrumenten

Um 20:00 Uhr betrat BILMURI die Bühne und machte von vornherein ordentlich Druck. Die Stimmung war sofort gut. Hier stimmte fast alles. Licht und Sound waren perfekt aufeinander abgestimmt. Alle Instrumente klangen klar und gut ausgesteuert. Die Stimme des Sängers und die Background-Vocals waren top.

Der musikalische Wechsel zu The Ghost Inside war extrem. BILMURI spielte einen Sound, der fast schon Pop-Rock war – aber eben nur fast. Sie zeigten eine enorme Bandbreite, spielten Songs wie Emptyhanded, The End und More than hate. Die Überraschung des Sets waren die besonderen Instrumente. Bei verschiedenen Songs setzten sie Saxophon und Querflöte ein. Das verlieh ihrem Sound eine unvorhersehbare, frische Note. Sie könnten fast ein eigenes Genre bilden. Ihr Auftritt dauerte bis 20:36 Uhr und bereitete die Halle perfekt auf den Headliner vor.

Hauptakt: Bad Omens Oberhausen – Eine Show für die Ewigkeit

Um 21:10 Uhr war es so weit. Bad Omens Oberhausen betrat die Bühne und die Show begann mit einem Wow-Effekt. Die gesamte Inszenierung ist für epileptische Anfälle prädestiniert, so intensiv war der Einsatz von Licht und visuellen Effekten. Hier stimmte wirklich alles: Sound, Gesang, Instrumente, Bühnenbild, Nebel, Feuer und Light. Fette LED-Screens bildeten ein unvergessliches Bühnenbild.

Die stimmliche Bandbreite des Sängers Noah Sebastian trug die komplette Rudolf Weber Arena. Sie verursachte bei den Fans durchgehend Gänsehaut. Die Setlist, eröffnet mit Specter und Glass Houses, ließ keine Wünsche offen. Zwischenzeitliche Videoeinspielungen in Kinoqualität an den äußeren Video-Screens nutzte die Band für kurze Verschnaufpausen. Nach den ersten drei Liedern standen alle auf ihren Sitzplätzen und rasteten aus. Moshpits zogen sich fast durch den ganzen Innenraum. Crowdsurfen inklusive. Die Gesangseinlagen der Fans waren perfekt.

Unvergessliche Interaktion und Gastauftritte

Der Sänger von The Ghost Inside, Jonathan Vigil, kam für ein Duett bei ANYTHING > HUMAN noch einmal auf die Bühne. Seine Stimme war dieses Mal deutlich besser abgemischt. Das sorgte für einen tollen Moment der musikalischen Verbundenheit.

Die Band bewies auch Menschlichkeit. Es gab eine extra Pause für einen Einsatz der Ersthelfer im Publikum. Man schaltete zusätzliches Licht von der Bühne an, um die Versorgung des Patienten zu erleichtern. Die Band interagierte immer wieder mit dem Publikum und schuf so eine sehr persönliche Atmosphäre.

Zum Ende kam die Saxophonistin von BILMURI zur Unterstützung auf die Bühne. Sie spielte beim Song Impose mit. Das war ein grandioser Moment. Die Show endete nach einer Zugabe mit Dethrone um 22:45 Uhr. Bad Omens Oberhausen war nicht nur ein Konzert, es war ein perfekt inszeniertes Gesamtkunstwerk.

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