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Durand Bernarr im Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln – Ein Abend voller Seele, Witz und Wahrhaftigkeit

Es gibt Abende, die bleiben einfach hängen – nicht, weil sie laut oder spektakulär sind, sondern weil sie ehrlich sind. Der 14. Oktober im Club Bahnhof Ehrenfeld war genau so ein Abend. Durand Bernarr, dieser schillernde, stimmgewaltige Künstler aus Cleveland, verwandelte den kleinen, verschwitzten Club in Köln in einen vibrierenden, warmen Ort voller Seele, Humor und Nähe.

Schon beim Betreten des Raumes lag etwas in der Luft – eine gespannte, freudige Erwartung. Kein großes Bühnenbild, kein übertriebener Schnickschnack. Nur Licht, ein Mikrofon und ein Künstler, der seine ganze Persönlichkeit mitbringt. Als Durand kurz nach 21 Uhr auf die Bühne kam, war es, als würde jemand das Licht im Raum anknipsen – nicht das Bühnenlicht, sondern das in uns.

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Er eröffnete mit einem breiten Grinsen, einem Lacher und einer Stimme, die sofort alle Blicke auf sich zog. Diese Stimme – kraftvoll, klar, elastisch – tanzte durch den Raum, wie ein Instrument für sich. Zwischen Falsett und tiefem Soul-Grummeln wechselnd, erzählte er Geschichten, sang über Liebe, Selbstfindung, Spiritualität, Wut und Zärtlichkeit.

Was mich sofort faszinierte: Durand hat keine Distanz zu seinem Publikum. Er performt mit den Menschen, nicht für sie. Schon beim zweiten Song ließ er uns mitsingen, schob das Mikro zur Menge und tanzte lachend über die Bühne, während wir versuchten, irgendwie mit seinem Soul-Tempo mitzuhalten. Er neckte, improvisierte, alberte herum – aber immer mit diesem feinen Gespür für Emotion.

Besonders bewegend war der Moment, als er über sein Album Bloom sprach – darüber, wie wichtig es ist, sich selbst Zeit zu geben, Gnade zuzulassen, nicht immer „on“ zu sein. „Wenn du dich selbst ständig antreibst, dann wirst du irgendwann müde – und das ist okay“, sagte er zwischen zwei Songs. Es war ruhig im Raum. Viele nickten. Ein paar wischten sich über die Augen.

Dann kam wieder dieser typische Bernarr-Humor – spontan, charmant, entwaffnend ehrlich. „Ich weiß, ihr Deutschen liebt Struktur. Aber ich bin heute Abend euer Chaos“, rief er, bevor er ein Stück begann, das er spontan mit ein paar Tönen aus „Overqualified“ mischte. Und ja – der ganze Club vibrierte mit.

Gegen Ende des Abends, als Durand „Stuck“ anstimmte, stand ich einfach da – mitten im Publikum, umgeben von lächelnden Gesichtern, spürte diesen seltenen Moment, in dem Musik keine Trennung kennt. Keine Grenzen zwischen Künstler und Zuhörer. Nur gemeinsame Energie.

Nach dem Konzert blieb ich noch eine Weile im Raum. Die Bühne war längst leer, aber irgendetwas in mir summte weiter. Es war nicht nur die Musik, es war die Begegnung – mit einem Künstler, der so tief in seiner Kunst verankert ist, dass man sich selbst darin wiederfindet.

Durand Bernarr hat an diesem Abend in Köln nicht einfach ein Konzert gegeben. Er hat eine Gemeinschaft geschaffen – für zwei Stunden, zwischen Beats, Lachen, Schweigen und Soul. Und ich weiß jetzt: You Gon’ Grow, Too ist kein Tourtitel. Es ist ein Lebensgefühl.

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