Es fühlt sich fast unwirklich an, das zu sagen – aber ich höre Basia Bulat tatsächlich schon seit über der Hälfte meines Lebens. Ihre erste EP war so etwas wie ein Türöffner in eine Klangwelt, die mich nie wieder losgelassen hat. Über all die Jahre und Alben ist meine Begeisterung für ihre Musik stetig gewachsen – und doch hatte ich sie noch nie live gesehen. Bis jetzt.
Dass ich ausgerechnet diesen Moment beinahe verpasst hätte, hatte ich – mal wieder – der Deutschen Bahn zu verdanken. Chaos auf der Strecke, Anschluss verpasst, Umleitung – und ich kam genau mit dem ersten Ton des ersten Songs zur Tür des kleinen, intimen Artheaters in Köln, wo etwa 70 Gäste bereits gebannt lauschten. Ich hetzte rein – und da war sie: „Heart of My Own“. Mein Herzstück. Der Song, mit dem für mich alles begonnen hat. Diese Stimme, dieses Zittern, diese Stärke und Verletzlichkeit zugleich – live war das einfach überwältigend. Ich stand da, noch halb außer Atem, und hatte Tränen in den Augen.
Von diesem Moment an war ich völlig drin. Basia Bulat hat diese ganz besondere Gabe, mit ihren Liedern eine Verbindung zu schaffen – nicht über große Showelemente, sondern mit ehrlicher Musik und einer tiefen Wärme. Im Mittelteil des Abends ließ sie ihre Band kurz von der Bühne gehen und spielte solo. Sie öffnete das Set für Wünsche aus dem Publikum – und die riefen sofort los. Nach „Little Waltz“ wurde „Five, Four“ gefordert – laut, deutlich, fast schon verzweifelt. „Das klang so überzeugend, ich muss das jetzt spielen“, meinte sie lachend – und tat es. Aber es war „In the Night“, das mir wirklich den Boden unter den Füßen wegzog. Auf Oh My Darling noch leichtfüßig und bittersüß, wurde es live zu einem fragilen Moment voller Melancholie. „I can tell you are a long way from the one you love“ – und ich schluckte schwer. Sie meinte jeden Ton. Und wir fühlten jeden Ton mit.
Die Songs flossen – alte und neue. „Baby“, das sie eigenen Worten zufolge erst mit dem Alter wirklich verstanden hat. „Disco Polo“, das sie mit ihrem Vater verbindet. Und schließlich „It Can’t Be You“, einer meiner ewigen Favoriten. Am Ende kam sie noch ein zweites Mal solo zurück – für die Zugabe.
Und dann – ganz leise – war es vorbei. Oder fast. Denn statt sich wie so viele einfach durch den Bühneneingang zu verabschieden, stand Basia Bulat noch lange im Foyer. Sie plauderte, lachte, hörte zu, machte Fotos, signierte Platten und CDs. Ohne Eile. Ohne Distanz. Einfach da. So wie ihre Musik: nah, offen, ehrlich.
Ich habe an diesem Abend nicht nur endlich meine Lieblingskünstlerin live erlebt – ich habe sie gespürt. Und ich werde ihn nie vergessen.