Es gibt Filme, die leise daherkommen – und doch bleiben sie für immer in Erinnerung. Ein Sommer in New York – The Visitor von Tom McCarthy ist so ein Film. Mit stiller Kraft und tiefem Mitgefühl erzählt er die Geschichte eines Mannes, der durch einen Zufall wieder Zugang zum Leben findet – und das in einer Welt, die von Bürokratie, Entfremdung und stiller Verzweiflung geprägt ist. Ab dem 1. August 2025 ist dieses vielfach ausgezeichnete Drama als digitaler Kauf erhältlich, ab dem 15. August auch als Leihversion.
Im Zentrum steht Walter Vale (gespielt von einem brillanten Richard Jenkins), ein müder Wirtschaftsprofessor aus Connecticut, der nach dem Tod seiner Frau in emotionaler Starre lebt. Sein Alltag ist von Routinen bestimmt, seine Vorlesungen leer, seine Mimik wie eingefroren. Als er für eine Konferenz nach New York reist, erwartet ihn in seiner kaum genutzten Wohnung eine überraschende Begegnung: Das junge Pärchen Tarek (Haaz Sleiman) und Zainab (Danai Gurira) lebt dort – Opfer eines Immobilienbetrugs, sie haben keinen anderen Ort zum Wohnen.
Anstatt sie der Polizei zu melden, trifft Walter eine Entscheidung, die sein Leben verändern wird: Er lässt sie bleiben.
Was als pragmatische Geste beginnt, entwickelt sich schnell zu einer tiefen Verbindung. Besonders zu Tarek, einem syrischen Musiker mit ansteckender Lebensfreude, baut Walter eine zarte Freundschaft auf. Tarek bringt ihm das Trommeln bei – und mit jeder rhythmischen Bewegung kehrt ein Stück Leben in Walters Körper zurück. Die Musik dient als Brücke zwischen Welten, zwischen Kulturen, zwischen Generationen.
Doch das fragile Gleichgewicht wird zerstört, als Tarek bei einer U-Bahn-Kontrolle auffliegt. Er wird verhaftet – nicht wegen eines Verbrechens, sondern wegen seines Aufenthaltsstatus. Der amerikanische Traum wird zum Albtraum. Plötzlich sieht sich Walter mit der Härte eines undurchsichtigen Einwanderungssystems konfrontiert. Inmitten dieser Krise trifft er auf Tareks Mutter Mouna (Hiam Abbass), eine Frau mit Würde, Witz und innerer Stärke. Gemeinsam kämpfen sie für die Freilassung Tareks – und für eine Gerechtigkeit, die in diesem System keinen Platz mehr zu haben scheint.
Tom McCarthy (Spotlight, Stillwater) gelingt mit Ein Sommer in New York – The Visitor ein Meisterwerk der Zwischentöne. Statt sich auf plakative Botschaften zu stützen, erzählt er mit großer Sensibilität von Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten. Das Drehbuch ist präzise, zurückhaltend und gerade dadurch so intensiv. Es geht um Migration, Identität und Zugehörigkeit – aber auch um Heilung, Mitgefühl und Neuanfang.
Die Besetzung glänzt durchweg: Richard Jenkins wurde für seine zurückhaltende, aber zutiefst berührende Darstellung mit einer OSCAR®-Nominierung als Bester Hauptdarsteller belohnt. Danai Gurira (The Walking Dead, Black Panther) überzeugt als Zainab mit ruhiger Entschlossenheit, Haaz Sleiman bringt Leichtigkeit und Wärme in jede Szene, und Hiam Abbass verleiht ihrer Figur eine anrührende Mischung aus Würde und Verletzlichkeit.
Ein Sommer in New York – The Visitor ist kein Film, der laut schreit. Er flüstert – aber seine Botschaft hallt lange nach. In Zeiten, in denen politische Schlagzeilen oft entmenschlichen, erinnert er uns daran, wie zerbrechlich und kostbar menschliche Verbindungen sein können.
Ab dem 01.08.2025 ist der Film als digitaler Kauf erhältlich, ab dem 15.08.2025 als digitale Leihversion. Ein Werk, das man nicht nur sehen, sondern erleben sollte.