Nina Chuba ist nicht mehr still. Sie ist laut, fordernd, kämpferisch – und sie ist nicht allein. Mit ihrer neuen Single „Rage Girl“ startet sie einen radikalen, künstlerisch aufgeladenen Frontalangriff auf patriarchale Strukturen – und bringt dafür ein beeindruckendes Line-up an Künstlerinnen mit: Badmomzjay, Eli Preiss, Marie Bothmer, Rua, Kauta, Layla, Kayla Shyx und Esther Graf.
„Rage Girl“ ist keine zurückhaltende Popnummer – es ist ein aufwühlender, empowernder, musikalischer Befreiungsschlag. Gleich in den ersten Zeilen wird deutlich: Hier geht es um Wut. Und zwar um weibliche Wut. Um all das, was viel zu lange runtergeschluckt wurde. Um den Frust über Ungleichheit, Sexismus, Machtmissbrauch und das permanente Kleinmachen von Frauen in einer männlich dominierten Gesellschaft. Aber es geht auch um Zusammenhalt, um kreative Explosion und das gemeinsame Einfordern von Raum – laut, unbequem, stylisch und nicht zu übersehen.
Im dazugehörigen Musikvideo übernehmen die neun Musikerinnen nicht nur visuell die Kontrolle: Sie kapern ein Auto, reißen das Steuer an sich, drehen Donuts und spielen mit dem Feuer – buchstäblich. Es ist der kontrollierte Kontrollverlust. Nicht als Zerstörungswut, sondern als bildstarkes Statement: Die Zeit des Schweigens ist vorbei. „Ich bin ein Riesen-Problemkind / Ich hab heut Streit mit jedem / Adrenalin, Adrenalin / Ich will die ganze Stadt übernehmen“ rappt eine der Protagonistinnen – und es ist klar, dass das keine leeren Worte sind.
Die Produktion ist druckvoll und dreckig, aber dabei jederzeit catchy. Mit ihrer Hook bringt Nina Chuba es auf den Punkt: „Tätowier‘ mir meinen Namen, bevor ich mich vergesse / Der nächste Typ, der’s besser weiß, kriegt direkt auf die Fresse.“ Das mag der Gesellschaft unbequem erscheinen – aber es ist längst überfällig. „Rage Girl“ nimmt sich alle Emotionen, die Frauen seit Jahrzehnten zugeschrieben, abgesprochen oder pathologisiert wurden, und macht daraus eine Hymne: auf Mut, Wut und Unnachgiebigkeit.
Besonders spannend ist die Dynamik zwischen den Künstlerinnen. Jede bringt ihren eigenen Ton, ihre eigene Geschichte, ihre eigene Haltung ein. Mal zart und melancholisch, mal brachial und kämpferisch, mal ironisch und augenzwinkernd – aber immer auf Augenhöhe. „Rage Girl“ ist keine One-Woman-Show, sondern ein kollektiver Akt der Selbstermächtigung.
Dass Nina Chuba sich gerade jetzt für so ein Projekt entscheidet, passt zur künstlerischen Entwicklung der Hamburger Musikerin. Nach ihrem Megahit „Wildberry Lillet“, dem gefeierten Debütalbum „Glas“ und zahlreichen Awards, hätte sie sich bequem auf Erfolgen ausruhen können. Stattdessen entscheidet sie sich für eine klare politische Haltung – für eine künstlerische Offensive.
Mit Jive Germany im Rücken und einer Crew aus gleichgesinnten Künstlerinnen, bringt Nina Chuba etwas auf den Tisch, das im Deutschpop und -rap so in dieser Form selten war: Ein empowerndes Kollektivprojekt, das sich nicht anbiedert, sondern eigene Maßstäbe setzt. Die Visualität, die Lyrics, das Auftreten – alles in „Rage Girl“ schreit nach: „Wir sind da – und wir bleiben.“
Es ist keine Kampfansage im klassischen Sinne. Es ist ein Vorschlag zur Utopie. Zu einer Welt, in der alle wütend sein dürfen – ohne sich rechtfertigen zu müssen. In der Wut nicht mehr als Hysterie, sondern als Energiequelle gesehen wird. Und in der es keine Überraschung mehr ist, wenn neun Frauen eine Szene dominieren – sondern der neue Standard.
„Rage Girl“ ist mehr als ein Song. Es ist ein Manifest.