Die Novemberkälte machte keinen Hehl aus ihrer Anwesenheit. Schon früh am Abend bildete sich eine kleine, aber stetig wachsende Schlange vor dem Arttheater Köln. Mit dicken Jacken und hochgezogenen Kapuzen strömten die Besucher schnell in die intime Location. Diese Atmosphäre war fast wie geschaffen für ein emotionales Singer-Songwriter-Konzert. Das Publikum suchte Schutz vor der Kälte. Im Inneren warteten die Fans gespannt auf den Auftritt des britischen Sängers Jamie Lawson.
Den musikalischen Auftakt des Abends übernahm Henrik, der nur mit Gitarre und Stimme auftrat. Seine Musik war ruhig und zurückhaltend. Er versuchte, das Publikum langsam aufzuwärmen. Dies gelang im fast vollen Arttheater allerdings nur bedingt. Während die ersten Reihen aufmerksam lauschten, blieb das hintere Drittel unruhig. Ein konstantes Grundrauschen begleitete seinen Auftritt. Henriks sanfte Ansagen gingen darin leider oft unter. Trotzdem entstand ein kurzer, gemeinsamer Moment im Publikum. Dieser Augenblick wurde erreicht, als er den Song „Technicolor“ sang und die Besucher zum Mitsingen aufforderte. Der Opener kämpfte tapfer gegen die unruhige Stimmung.
Jamie Lawson Arttheater Köln: Der Durchbruch und die Wärme
Mit dem Betreten von Jamie Lawson änderte sich die Energie im Raum sofort. Der Brite kam mit einem warmen Lächeln auf die Bühne. Die Stimmung kippte schlagartig von verhalten zu euphorisch. Lawson gilt als Beweis dafür, dass Geduld und Beharrlichkeit im Musikbusiness belohnt werden können. Er schaffte seinen großen Durchbruch erst mit seinem vierten Album. Seine Melodien wirken vertraut und ein wenig nostalgisch. Sie boten einen wunderbaren Einstieg in einen Abend, der zwischen Herzschmerz, Humor und musikalischer Wärme pendelte. Die Fans, viele davon als Paare unterwegs, rückten sofort enger zusammen. Sie hielten sich fast während des gesamten Konzerts in den Armen. Dieses Bild der innigen Nähe zog sich durch den gesamten Abend.
Gleich zu Beginn lieferte Lawson mit „Cold In Ohio“ den passenden Soundtrack zur Kölner Novemberluft. Musikalisch zeigte der Abend deutlich die Bandbreite in seinem Werk. Es gab ältere Singer-Songwriter-Stücke und modernes Material. Songs aus seinem Album „Happy Accidents“ wie „He’s Reading Helena“ oder „Fall Into Me“ wirkten live kraftvoller und dynamischer. Man merkte hier den Einfluss, den sein Förderer Ed Sheeran in dieser Karrierephase hatte. Diese Stücke waren merklich radiotauglicher als das ältere Material. Einige der älteren Lieder hingegen versprühten eine charmante Folk- und Country-Atmosphäre. Diese Songs kamen in der Intimität des Jamie Lawson Arttheater Köln Konzerts besonders zur Geltung. Sie entschleunigten das Set aber gelegentlich auch.
Zwischen Selbstironie und tiefer Ehrlichkeit
Zwischendurch sprach Lawson ironisch über die schlechten Verkaufszahlen seines zweiten Albums „The Pull of the Moon“. Trotzdem kündigte er lachend Songs wie „The Touch Of Your Hand“ und „A Darkness“ an. Es sind diese Momente, in denen sein britischer Humor und seine Selbstironie beim deutschen Publikum besonders gut ankamen. Die Übergänge zwischen Witz und Ernst waren fließend.
Besonders intensiv wurden die Geschichten, die Lawson zwischen den Songs erzählte. Etwa die Anekdote zu „The Only Conclusion“, inspiriert von einem Zitat aus „The Big Bang Theory“. Die Menge lachte herzhaft. Paare drückten sich, die Stimmung war herzlich und leicht. Nur wenige Minuten später erzählte Lawson dann die herzzerreißende Geschichte über den Verlust seines Vaters. Er sprach auch über die Entstehung des Songs „Sing To The River“. Plötzlich wurde es still im Saal – wirklich still. Es war ein Moment purer Emotionalität. Hier merkte man, wie stark Lawson Menschen berührt. Er braucht dafür keine großen Gesten, sondern nur seine Stimme und seine Ehrlichkeit.
Natürlich durfte der große Hit „Wasn’t Expecting That“ nicht fehlen. Als er ihn anstimmte, schien das Arttheater einmal mehr zu atmen. Ein gemeinsamer, sanfter Chor erhob sich. Überall sah man ineinander verschlungene Hände. Es war der perfekte und emotionale Abschluss des regulären Sets. Die Jacken wurden enger gezogen, die Kälte kroch zurück unter die Haut. Die einzigartige Wärme, die Jamie Lawson an diesem Abend erzeugt hatte, blieb jedoch bei den Besuchern.
























