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Lucio Corsi: Der sanfte Rebell, der Sanremo verzauberte – und jetzt Europa erobert

Lucio Corsi, der stille Singer-Songwriter aus der Toskana, hat mit seinem Auftritt beim Sanremo-Festival 2025 eine ganze Nation überrascht – und begeistert. Der 31-Jährige, der jahrelang auf kleinen Bühnen in seinem Heimatdorf auftrat, wurde quasi über Nacht zu einer nationalen Sensation. Und das, obwohl – oder gerade weil – er wirkt, als sei er aus einer anderen Zeit gefallen.

Corsi lebt zurückgezogen in der ländlichen Idylle der Toskana, schreibt und produziert seine Songs selbst, hört Musik vor allem aus den 60ern und 70ern und kleidet sich wie jemand, der nie etwas vom schnellen Wandel der Popkultur mitbekommen hat. Doch genau diese Authentizität ist es, die ihn auszeichnet – und unterscheidet. Während viele Künstler*innen auf glatt polierte Inszenierungen setzen, trat Lucio in Sanremo ohne Stylisten oder Management-Entourage auf die Bühne, in seiner typischen Tourkleidung, mit selbstgemachten Buttons für Fans im Gepäck. Diese kleinen Gesten wirkten ehrlich, nahbar und echt – und eroberten die Herzen des Publikums im Sturm.

Sein Wettbewerbsbeitrag „Volevo essere un duro“ – auf Deutsch: „Ich wollte ein harter Kerl sein“ – wurde schnell zur Hymne einer neuen, sensibleren Generation. Der Song erzählt in fast kindlicher Einfachheit vom Wunsch, stark und furchtlos zu erscheinen, nur um später zu erkennen, dass wahre Stärke in der Fähigkeit zur Verletzlichkeit liegt. Die poetische Tiefe des Songs, verpackt in italienischer Leichtigkeit, mit einem Hauch Disney-Magie und dem lakonischen Witz eines Randy Newman, spricht Jung und Alt gleichermaßen an.

Doch Lucios Erfolg ist mehr als ein persönlicher Triumph – er steht sinnbildlich für einen Wandel in der italienischen Musikszene. In einer Branche, die zunehmend von Algorithmen, Mainstream-Formeln und austauschbaren Produktionen geprägt ist, verkörpert Lucio etwas Seltenes: eine Rückkehr zur Essenz des Musikmachens. Seine Texte, seine Arrangements, seine Auftritte – alles trägt seine persönliche Handschrift. Vielleicht ist er eine Ausnahmeerscheinung. Vielleicht aber auch ein Vorbote einer neuen Welle von Künstlern, die gegen den Strom schwimmen.

Am 17. Mai wird Lucio Italien beim Eurovision Song Contest vertreten – mit dem bereits mehrfach ausgezeichneten Song. Schon jetzt verzeichnet „Volevo essere un duro“ über 1,7 Millionen globale Streams, hat Goldstatus erreicht und dominiert die TikTok-Trends in Italien. Die Platzierung auf #2 der Spotify Top 50 Italy ist ein weiteres Zeichen: Der sanfte Rebell hat nicht nur Herzen, sondern auch die Charts erobert.

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