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„Soundtrack meines Lebens“ – Mike + The Mechanics live in Düsseldorf

Es gibt Konzerte, die vergisst man nicht. Nicht, weil sie laut, wild oder spektakulär waren – sondern weil sie sich wie ein Gespräch mit einem alten Freund anfühlen. So war es gestern Abend in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf, als Mike + The Mechanics auf ihrer aktuellen Tour ein musikalisches Lebenszeichen gaben, das sich irgendwo zwischen Nostalgie und Neuanfang bewegte.

Für mich war das nicht nur irgendein Konzert. Ich bin mit vielen dieser Songs aufgewachsen. „The Living Years“, „Over My Shoulder“, „Another Cup of Coffee“ – das sind keine simplen Radiohits für mich, sondern kleine Kapitel meines eigenen Lebens. Umso mehr hatte ich mir gewünscht, dass diese Show mehr ist als bloß eine Zeitreise – und genau das war sie.

Ein Auftakt voller Energie

Los ging’s mit „A Beggar on a Beach of Gold“. Schon die ersten Akkorde fühlten sich wie Heimkommen an. Der Sound: klar, kraftvoll, direkt. Mike Rutherford, ewiges Genesis-Mitglied und Mastermind der Mechanics, stand da mit einer Ruhe und Souveränität, die nur jemand ausstrahlt, der nichts mehr beweisen muss – und trotzdem mit voller Leidenschaft dabei ist.

Sänger Andrew Roachford brachte sofort Leben in die Bude. Mit seiner souligen Stimme verlieh er Songs wie „Another Cup of Coffee“ und „Get Up“ eine Tiefe, die live noch greifbarer war als auf Platte. Roachford hat diese gewisse Wärme in der Stimme, die selbst bei uptempo Songs das Herz berührt.

Zwischen Hymnen und Herzmomenten

Es war eine kunstvoll gesetzte Setlist, die zwischen bekannten Klassikern und einigen ruhigeren, weniger offensichtlichen Nummern balancierte. „Song for You Song for Me“ etwa war eine dieser Perlen – kein Megahit, aber live ein echtes Highlight. Und natürlich durfte der Genesis-Klassiker „Land of Confusion“ nicht fehlen. Hier wurde deutlich, dass die Wurzeln dieser Band tief reichen – und dass diese Wurzeln nach wie vor kraftvolle Früchte tragen.

„Let Me Fly“ und „East and West of the Sun“ nahmen das Tempo etwas raus, gaben Raum für Emotion und Atmosphäre. Bei „The Best Is Yet to Come“ glaubte man ihnen fast, dass das nicht nur ein Songtitel ist, sondern ein echtes Lebensmotto.

Herzstück: Das Akustik-Set

Besonders berührend war das Akustik-Medley in der Mitte des Abends. „Nobody Knows / Invisible Touch / Everybody Gets A Second Chance / Out Of The Blue / Follow You Follow Me“ – ein Streifzug durch Jahrzehnte voller Melodien, die man sofort erkennt, selbst wenn man sie lange nicht gehört hat. Es war der Moment, in dem die große Halle auf einmal ganz leise wurde – weil jeder zuhörte. Weil es nicht nur um Musik ging, sondern um Erinnerungen.

Emotion pur mit „The Living Years“

„The Living Years“ ist so ein Song, der selbst Menschen bewegt, die ihn nicht bewusst kennen. Dieser Text über verpasste Chancen, unausgesprochene Worte zwischen Vätern und Söhnen, trifft mich jedes Mal. Gestern in Düsseldorf hatte ich das Gefühl, dass er besonders viele im Publikum berührte. Es war mucksmäuschenstill – und dann kam dieser kollektive Applaus, der eher ein Dankeschön war als bloßes Klatschen.

Showtime & Spielfreude

Dass die Mechanics nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Feiern taugen, zeigten sie spätestens mit „I Can’t Dance“, „Cuddly Toy“ und „All I Need Is a Miracle“. Die Halle stand Kopf, das Publikum tanzte, sang, lachte. Und ich mittendrin, mit einem breiten Grinsen und der Erkenntnis: Diese Musik hat nichts von ihrer Strahlkraft verloren.

Zugabe mit Gänsehautgarantie

„Over My Shoulder“ als erste Zugabe? Klar. Ein Song, der seit Jahrzehnten gute Laune macht. Und „Word of Mouth“ zum Finale – inklusive langer Solo-Parts, bei denen die Band nochmal alles gab. Ein würdiger Schlusspunkt eines Konzerts, das keine Sekunde langweilig war.

Mehr als ein Nostalgietrip

Es war ein Abend, der mir gezeigt hat, wie zeitlos Musik sein kann. Wie sehr sie verbindet – zwischen Generationen, zwischen Fremden im Publikum, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Mike + The Mechanics sind keine Retrobands, die von alten Erfolgen zehren. Sie sind Musiker, die noch immer etwas zu sagen haben. Und ich bin dankbar, dass ich gestern zuhören durfte.

Düsseldorf, das war besonders. Persönlich. Ehrlich. Und vor allem: unvergesslich.

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