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The Bros. Landreth: Über die kollaborative Kraft von „Dog Ear“

The Bros. Landreth Dog Ear

Du kommst aus Winnipeg, einer Stadt mit einer reichen musikalischen Geschichte. Auf welche Weise hat der Geist deiner Heimatstadt – ihre Kultur, ihre Menschen oder ihre Landschaft – den Sound und die Geschichten auf Dog Ear beeinflusst?

Coole Frage! Die Musiker auf diesem Album repräsentieren etwas wirklich Besonderes an dem Ort, von dem wir kommen – nämlich die unglaublich reiche, lebendige und tief kollaborative Musikszene, in der wir groß geworden sind. Murray, der das Album produziert hat, war unser erster Gitarrenheld – wir sind früher heimlich in Bars geschlichen, um ihn spielen zu sehen. Er hat Joe sogar für einen seiner ersten Bar-Gigs engagiert – als Ersatz, weil Murray sich doppelt verplant hatte! Roman, der Schlagzeug spielt, singt und das Album mitproduziert und -geschrieben hat, war damals ein junger Typ in der Szene, der zu all unseren Shows kam – so wie wir früher zu Murrays. In der Musikszene Winnipegs gibt es kaum Ego oder Konkurrenz. Es ist eine relativ günstige Stadt zum Leben, sodass Menschen sich Kunst leisten können, ohne dauernd um Jobs kämpfen zu müssen.

Das neue Album heißt Dog Era. Der Titel klingt sehr persönlich, fast so, als würde er ein bestimmtes Lebenskapitel widerspiegeln. Was bedeutet dieser Ausdruck für dich – ist er eine Metapher für Loyalität, eine Zeit des Wandels oder etwas völlig anderes? Wenn ein Interviewer mehrere Gespräche parallel vorbereitet, können sich leicht Fehler einschleichen.

Der Titel ist eigentlich „Dog Ear“, aber das ist ein lustiger Tippfehler – und den finde ich auch gut! Ein Dog Ear Metapher ist die kleine umgeknickte Ecke einer Buchseite, wenn man kein Lesezeichen hat. Das taucht auf dem Album als Metapher dafür auf, eine stabile und verlässliche Konstante im Leben der Menschen zu sein, die wir lieben – vor allem unserer Kinder. Wir möchten jemand sein, zu dem sie zurückkehren können, wenn sie sich verloren fühlen oder eine Erinnerung daran brauchen, wo Zuhause ist.

Dog Ear ist das erste Mal, dass ihr selbst die Rolle der Produzenten übernommen habt. Wie hat diese Art kreativer Kontrolle den Sound und die Atmosphäre des Albums geprägt?

Wir waren zwar schon immer stark in die Entstehung unserer Alben involviert, aber diesmal haben wir uns dafür auch offiziell die Credits gegeben. Murray hat definitiv die Richtung vorgegeben, aber jeder von uns hat an unterschiedlichen Stellen Verantwortung übernommen und verschiedene Aspekte über das reine Schreiben und Spielen hinaus getragen. Es war eine wunderschön kollaborative Arbeit, bei der jeder sich für jede kreative Entscheidung verantwortlich fühlte. Ich glaube, das trägt stark dazu bei, dass sich dieses Album wie ein echtes „Band“-Album anfühlt.

Eure Musik lebt immer von der besonderen Chemie zwischen Shane und Joey. Hat sich eure Arbeitsdynamik als Brüder im Laufe der Jahre verändert, und wie schafft ihr den Spagat zwischen Familie und Geschäft?

Ich glaube, du meinst Dave! Hahaha – und ja, die Beziehung hat sich ziemlich weiterentwickelt. Wir kommunizieren heute besser, sprechen Probleme schneller an und unterstützen uns auf Tour, im Studio und auf der Bühne wesentlich effektiver.

Viele eurer Songs sind bekannt für ihre schonungslose Ehrlichkeit. Gibt es einen bestimmten Track auf Dog Ear, der besonders persönlich oder befreiend ist – den ihr als das emotionale Herzstück des Albums seht?

Ich denke, der Titelsong „Dog Ear“ ist letztlich das zentrale Statement. Es ist ein Lied darüber, für seine Kinder da sein zu wollen und ihnen zu vermitteln, dass man immer ein sicherer Ort für sie sein wird.

Auf Dog Ear stehen eure charakteristischen Harmoniegesänge und Dave unverkennbares Gitarrenspiel wieder stark im Mittelpunkt. Gab es diesmal neue Instrumente oder Klangfarben, die ihr bewusst eingesetzt habt, um euren Sound weiterzuentwickeln?

Fast! Joe spielt Gitarre, Dave spielt Bass. Wenn überhaupt, ist dieses Album eher eine Rückkehr zu einer simpleren Instrumentierung und zu den Klangwelten unserer ersten beiden Platten. Davon haben wir uns für Come Morning etwas entfernt. Dieses Album dreht sich mehr darum, wie wir gespielt haben, als was wir gespielt haben. Ein paar neue Sounds gibt es trotzdem – ein paar dezente Synths von Glenn Patscha, Streicher auf „Let Me Down Easy“ und einige Gastvocals. Gastvocals sind bei uns nicht so üblich: Bonnie Raitt auf „Half Moon Eyes“ und „Knuckles“, und Begonia auf „Strange Dear“.

Ihr habt bereits mit großen Künstlern gearbeitet und zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Was motiviert euch heute am meisten – und was ist das nächste große Ziel, das ihr als Band erreichen wollt?

Im Moment konzentrieren wir uns darauf, die beste Liveband zu werden, die wir sein können – ein Ziel, auf das man auch wirklich praktisch hinarbeiten kann. Wir investieren Zeit, Aufmerksamkeit und Energie, spielen viele Shows und werden Schritt für Schritt besser. Im Musikbusiness kann man große Träume haben. Trotzdem ist es oft schwer, eine direkte Linie zwischen dem, was man tut, und dem angestrebten Erfolg zu ziehen. So viel hängt von Zufall, Timing und Glück ab. Wir haben gelernt, uns auf das zu fokussieren, was wir tatsächlich beeinflussen können.

Seit eurem letzten Album – was waren die größten persönlichen oder musikalischen Lektionen, die ihr gelernt habt, und wie haben diese Erfahrungen Dog Ear geprägt?

Ich glaube, wir lernen ständig, besser zuzuhören – bessere Kollaborateure zu sein. Im Studio, auf der Bühne, beim Schreiben… Wenn man sich gegenseitig und die gemeinsame Musik wirklich schätzt, fällt es leichter zuzuhören. Man will ernsthaft hören, was der andere einbringt.

Ihr seid bekannt für eure starke Bühnenpräsenz und euren nahtlosen Mix aus Roots-Rock, Folk und Blues. Wie übersetzt ihr die introspektiven und cineastischen Momente des neuen Albums in die Energie eurer Liveshows?

Wir versuchen, Setlists zu bauen, die eine Geschichte erzählen – thematisch und klanglich. Wir arbeiten mit Dynamik, Übergängen, Tempo… Wenn man energetische Songs mit stillen Momenten kombiniert, kann man das Publikum auf eine Reise mitnehmen. Diese Reise fesselt hoffentlich.

Ihr geht bald wieder auf Tour. Worauf freut ihr euch am meisten, wenn ihr die Songs von Dog Ear live vor europäischem Publikum spielt, und wie würdet ihr den Unterschied zwischen euren europäischen und nordamerikanischen Fans beschreiben?

Wir lieben es, in Europa zu touren. Die Fans sind unglaublich – freundlich, aufmerksam, neugierig, offen. Es ist unglaublich befriedigend, für Menschen zu spielen, die sich wirklich für das interessieren, was wir tun. Sie sind auf eine Weise engagiert, die es uns sehr leicht macht, inspiriert zu sein, wenn wir für sie spielen.

The Bros. Landreth Dog Ear Tour 2026
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