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Rückkehr ins Licht – Incubus verzaubern Köln mit „Morning View“ in voller Länge

Was für ein Abend! Am gestrigen Mittwoch Abend verwandelten Incubus die Kölner LANXESS arena in ein Meer aus Licht, Klang und Emotionen – und das mit einem ganz besonderen Konzept: Im Rahmen ihrer „Morning View“-Tour spielten die kalifornischen Rocklegenden ihr gleichnamiges Album von 2001 in voller Länge – ein Geschenk an langjährige Fans, das in Köln mit offenen Armen und Herzen empfangen wurde.

Schon beim Betreten der Arena war klar, dass dies kein gewöhnlicher Konzertabend werden würde. Die Bühne, ausgestattet mit einer dezenten, aber raffinierten Lichtinstallation, ließ erahnen, dass der Fokus des Abends auf Atmosphäre und Musik liegen würde – ganz im Geiste von Morning View, einem der einflussreichsten Alben der 2000er-Jahre im Alternative Rock.

Als Frontmann Brandon Boyd und seine Bandkollegen – Mike Einziger (Gitarre), Chris Kilmore (Turntables, Keys), Nicole Row (Bass) und José Pasillas (Drums) – kurz nach 21:00 Uhr unter frenetischem Applaus die Bühne betraten, war die Spannung förmlich greifbar. Der Einstieg mit „Nice to Know You“ katapultierte die Menge direkt in eine hypnotische Klangwelt: Die psychedelisch anmutende Einleitung entwickelte sich in wenigen Takten zu einem druckvollen, treibenden Opener – ein Statement, dass Incubus auch mehr als zwei Jahrzehnte nach Veröffentlichung dieses Albums nichts an Intensität verloren haben.

„Wish You Were Here“ folgte als zweiter Song und verwandelte die Arena in einen einzigen Chor. Sommerlich, nostalgisch, vertraut – ein Hit, der seinen Zauber auch nach all den Jahren nicht verloren hat. Chris Kilmore brachte mit seinen Scratches und Samples genau jene Klangfarbe ins Spiel, die den Incubus-Sound so unverwechselbar macht. Während „Just a Phase“ fluteten wellenartige Lichteffekte die Hallenwände – der sphärische Sound und Boyds emotionales Timbre fügten sich zu einer fast entrückten Stimmung. Besonders „11am“ ging unter die Haut: Boyd intonierte die indisch anmutenden Gesangslinien so eindringlich, dass bei vielen Gänsehaut garantiert war.

Ohne große Worte oder Unterbrechungen – das Set war bewusst flüssig und reduziert auf das Wesentliche – ging es weiter mit einem akustischen Arrangement von „Blood on the Ground“, das fast wie ein intimer Proberaum-Moment wirkte, nur eben mit tausenden Zeugen. „Echo“, einer der unterschätzten Songs der Platte, wurde live zur absoluten Offenbarung – zart, atmosphärisch, fast schwerelos.

Die Lichtshow entwickelte sich dabei stetig weiter – Laserelemente, die das Publikum wie in ein Prisma tauchten, subtil eingesetzte Farbverläufe und ein fein abgestimmter Sound machten die Performance zu einem multisensorischen Erlebnis.

Mit „Have You Ever“ und „Are You In?“ wechselte die Stimmung wieder Richtung energetisch und verspielt. Der Überraschungsmoment kam jedoch, als Brandon Boyd mitten in letzterem plötzlich mit einem Cover von Phil Collins‘ „In the Air Tonight“ begann – ein magischer Moment, getragen von kollektiver Begeisterung.

Und die Zugabe der besonderen Art? Ein kurzes, charmantes Medley von „Umbrella“ – zunächst in der Pop-Version à la Rihanna, dann in brachialer Rock-Manier mit „Under My Umbrella“. Der augenzwinkernde Seitenhieb und der musikalische Spagat demonstrierten erneut die Wandlungsfähigkeit von Incubus.

Zum Abschluss das große Finale: „Aqueous Transmission“, ein Meisterwerk der Entschleunigung. Mike Einziger zupfte live die chinesische Pipa, ein selten zu hörendes Instrument im Rockkontext – meditativ, kontemplativ, wunderschön. Es war, als würde die Band einen kollektiven Ausklang einläuten, einen musikalischen Nachhauseweg, der im Herzen bleibt.

Und dann war da noch „Drive“. Ohne Zugabe, aber mit maximaler Wirkung. Der größte kommerzielle Erfolg der Band als letzter Song – eine bewusste Entscheidung. Kein Pathos, kein künstlicher Applausstopp, sondern ein ehrlicher Abschluss einer rund zweistündigen Reise.

Die LANXESS arena war erfüllt von Dankbarkeit, Euphorie und Nostalgie. Manche Zuschauer lagen sich weinend in den Armen, andere hielten Plakate in die Höhe: „Danke für den Soundtrack meines Lebens“ stand auf einem Schild – ein Gefühl, das viele an diesem Abend teilten.

Incubus lieferten in Köln nicht nur eine mitreißende Live-Show, sondern kündigten auch ihr erstes neues Album seit 2017 an: Something In the Water erscheint noch dieses Jahr – ein musikalisches Highlight, auf das sich Fans nach diesem Abend umso mehr freuen dürfen.

Köln wurde Zeuge eines Konzerts, das nicht laut schreien musste, um nachzuhallen. Morning View war nie nur ein Album – und dieser Abend war kein normales Konzert. Es war eine Rückkehr. Eine Heimkehr. Ein stilles „Welcome Home“ an eine ganze Generation, die mit dieser Musik erwachsen geworden ist.

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