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Kane Brown begeistert Köln – eine Nacht zwischen Country, Pop und ganz viel Gefühl

Wenn man an Country denkt, hat man wahrscheinlich keine grellen Lichter, keine Bassdrops und keinen Künstler in einem Amiri-Sweatshirt vor Augen. Aber Kane Brown wäre nicht Kane Brown, wenn er sich in irgendein Schema pressen ließe. Das wurde im ausverkauften E-Werk in Köln schnell klar – ein Abend, der bewies, wie weit Country 2025 gekommen ist.

Den Anfang machte Dylan Schneider. Der junge Singer-Songwriter aus Indiana betrat gegen 20 Uhr die Bühne – nur mit seiner Taylor-Akustikgitarre, umgeben von rotem Licht und sanftem Nebel. Das reduzierte Setting rückte seine Stimme in den Mittelpunkt, roh, ehrlich, ungekünstelt.

Trotz seiner klaren Stimme und sympathischen Ausstrahlung wollte der Funke im Publikum jedoch nicht ganz überspringen. Vielleicht lag es am eher getragenen Tempo seiner Songs, vielleicht daran, dass die meisten schon auf den Hauptact warteten. Selbst seine Cover-Version von Garth Brooks’ „Friends in Low Places“ löste nur verhaltenes Mitwippen aus.

Technisch war sein Auftritt tadellos – aber man spürte, dass dieser Raum an diesem Abend etwas anderes verlangte: Energie, Druck, Vorfreude. Als er schließlich nach 45 Minuten die Bühne verließ, blieb Respekt, aber kein bleibender Eindruck.

Um 21:17 Uhr endete der letzte Hip-Hop-Song aus der Lautsprecheranlage, das Licht ging aus – und die Bühne explodierte in grellem Weiß. Kane Brown betrat die Bühne und wurde sofort mit tosendem Jubel empfangen.

In Cargo-Hose, Sweatshirt und Sneakern sah er mehr nach Urban Artist als nach Nashville aus – und genau das ist sein Erfolgsrezept. Er hat es geschafft, Country mit Pop, R&B und Hip-Hop zu verweben, ohne seine Wurzeln zu verleugnen.

Von der ersten Sekunde an hatte er das Publikum fest im Griff. Der Bass wummerte, die Pyrotechnik donnerte, und die Band legte los mit einem Sound, der glatter, moderner und druckvoller kaum sein könnte. Kane Brown war voll da – charmant, konzentriert, manchmal auch nachdenklich. Zwischen den Songs erzählte er kurze Geschichten, lachte mit dem Publikum und zeigte, dass er trotz Superstar-Status bodenständig geblieben ist.

Der emotionale Höhepunkt des Abends kam mit „Heaven“. Sobald die ersten Akkorde erklangen, verwandelte sich der Saal in einen Chor. Hunderte Stimmen sangen gemeinsam mit ihm, und für einen Moment war es, als hätte sich die ganze Energie des Abends in einem Song entladen.

Kurz darauf holte Kane Brown seinen Support-Act Dylan Schneider für ein Duett zurück auf die Bühne – „Famous Friends“, im Original mit Chris Young. Schneider wirkte wie verwandelt: selbstsicher, stimmgewaltig, präsent. Es war einer der schönsten Momente des Abends – und zeigte, was passiert, wenn man einem Künstler den richtigen Rahmen gibt.

Nach knapp 100 Minuten endete die Show ohne klassische Zugabe, aber mit dem Gefühl, dass niemand etwas vermisst hatte. Songs wie „One Mississippi“, „Good As You“ oder „Bury Me in Georgia“ machten deutlich, warum Kane Brown zu den spannendsten Künstlern seiner Generation gehört.

Seine Musik ist Country – aber nicht so, wie man ihn kennt. Sie ist ein Spiegel seiner Generation: offen, hybrid, grenzenlos.

Das Kölner Publikum feierte ihn mit anhaltendem Applaus – und auch wenn die Show manchmal eher wie ein perfekt produziertes „Best of“-Set wirkte als wie ein organisch gewachsenes Konzert, war sie eines: mitreißend, modern und ehrlich.

Kane Brown hat Köln nicht nur begeistert – er hat gezeigt, wie vielseitig Country 2025 klingen kann.

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